Neue, alte Glocke

Manch einer der Gottesdienstbesucher, die am 4. Advent 2013 das Foyer der Kirche St. Maria in Niederdorfelden betraten, wird wohl etwas erstaunt gewesen sein – war doch dort eine Glocke aufgehängt worden.


Natürlich ist das Geläut unserer Kirche noch vollständig. Es umfasst nach wie vor die vier Glocken, die zu den Gottesdiensten geläutet werden sowie eine kleinere Glocke, die jedoch nicht zu dem eigentlichen Geläut gehört.


Die Glocke im Foyer hat ihre ganz eigene Geschichte. Nachdem sie Jahre in einer Art „Dornröschenschlaf“ auf dem Dachboden der Sakristei verbracht hatte, rückte sie im Sommer des vergangenen Jahres in unser Blickfeld und es entstand die Idee, dieser Glocke wieder einen Platz in der Gemeinde zu geben. Sie hatte schon ihren Platz u.zw. als Glocke der im Jahre 1951 unter Herrn Pfarrer A. Portner errichteten und am 23. Dezember 1951 von Herrn Generalvikar R. Günther eingeweihten Notkirche „Maria – Helferin der Christen“. In dieser Kirche wurden bis zur Einweihung unserer heutigen Kirche die Gottesdienste gefeiert. Notwendig geworden war der Bau dieser kleinen und bescheidenen Kirche durch den Zuzug von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland/Mähren, Eger, Karlsbad und durch den Zuzug von Ungardeutschen. Und hier teilt die Glocke das Schicksal der Menschen, die ihre angestammte Heimat verlassen mussten. Das lässt sich aus der Inschrift der Glocke schließen:

„Durch das Feuer bin ich geflossen,
Georg IgantiusMaderhofter in Troppau hat mich gegossen.“
A D 1705

Troppau liegt im Grenzgebiet zwischen Mähren und Schlesien. Auch diese Glocke musste in den Kriegswirren ihren angestammten Platz verlassen – entging aber dem Schicksal vieler Glocken, die eingeschmolzen worden waren.

Vielleicht kann uns diese alte Glocke eine Mahnung sein, nicht in dem Bemühen um Frieden für alle nachzulassen, damit irgendwann der Tag kommt, an dem keiner mehr seine Heimat wegen Krieg, Hass oder Hunger verlassen muss.
(I. Buchmann)